Von Somsri zu Susie. (inoffizieller) Namenwechsel der Thailänder/-innen in Deutschland

Jirayu Tharincharoen | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Namenwechsel ist ein übliches Phänomen in vielen Gemeinschaften. Gemäß Nübling (2021) führen verschiedene Gründe zum Namenwechsel wie Eheschließung. Auch die Migration kann sich auf den Namenwechsel auswirken. Für die Bildung eines neuen Namens entwickeln die Migrant/-innen verschiedene Strategien (vgl. Menge 2000). Dabei werden auch Strategien für den Namenwechsel begründet. Beispielsweise fällt Brendler (2002) zufolge auf, dass Chinesen/-innen einen europäischen Rufnamen als inoffziellen Namen aufgrund der Ausspracheerleichterung beim Kontakt zu Ausländer/-innen auswählten.

Jedoch bleibt bislang kaum erforscht, ob der Sprachkontakt auch für die Namenstruktur beim Namenwechsel verantwortlich ist. Daher fokussiert dieser Beitrag auf die Namenstruktur der neuen inoffiziellen Namen der Thailänder/-innen in Deutschland. Außerdem wird untersucht, aus welchen Gründen die jeweilige Namenstruktur ausgewählt wird.

Thailand ist hinsichtlich der Namengebung von großem Interesse, denn den meisten Thailänder/-innen wird ein kürzerer Spitzname, der meist keinen Bezug zum Vornamen hat, verliehen. Es stellen sich daher weitere Fragen, ob der thailändische Spitzname einen Einfluss auf die Bildung eines neuen Namens ausübt. Für die qualitative Untersuchung wurden 97 Thailänder/-innen in Deutschland, die einen neuen Namen tragen, interviewt.

Bezüglich der Namenstruktur zeigt sich, dass 38 Interviewte einen europäischen Kurz- bzw. Vollnamen auswählten, der eine phonologische Ähnlichkeit mit ihrem alten Namen aufweist wie Supannee > Susie. Außerdem fügen 35 Thailänder/-innen ihrem alten Namen hypokoristische Elemente hinzu wie –i Diminutivsuffix in Thip > Thippi. Weiterhin nehmen 20 Thailänder/-innen Appellativa als ihren neuen Namen wie Lek > Lecker

Als Gründe für die Auswahl der einzelnen Namenstruktur wurde die Ausspracheerleichterung beim Kontakt zu Deutschen am häufigsten für die Namenbildung mit –i Diminutivsuffix sowie europäische Namen erwähnt. 

Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Sprachkontakt zur Bildung eines neuen inoffiziellen Namens führt. Dies zeigt sich im Muster ‚Thailändischer Spitzname + -i Diminutivsuffix‘. Weiterhin findet sich auch die Übernahme der europäischen Voll- bzw. Kurznamen als neuer Name.

Literaturverzeichnis

Brendler, Silvio (2002): Namengebung und Namengebrauch chinesischer Angestellter in der englischsprachigen Kommunikation in einem Unternehmen mit multikultureller Belegschaft. In: Beiträge zur Namenforschung 37, S. 45-59.

Menge, Heinz (2000): Namensänderungen slawischer Familiennamen im Ruhrgebiet. In: Niederdeutsches Wort 40, S. 119-132.

Nübling, Damaris (2021): Bewegte und bewegende Namen. Lebensabschnittsnamen als Marker biografischer Transition. In: Beiträge zur Namenforschung 56, S. 17-40.